Friedensmacher sein
„Glauben Sie, dass der Krieg zu uns nach Deutschland kommt? Haben Sie Angst vor dem Krieg?“ So lauten zwei der Fragen, die Schülerinnen der GOBS in Bispingen beim Volkstrauertag am kommenden Sonntag dem Kommandeur der Bispinger Patenkompanie stellen wollen.
Ich glaube, als ich in der 9. Klasse war, wäre ich nicht auf eine solche Frage gekommen. Da schien Krieg etwas aus einer fernen Welt zu sein. Doch die Fragen zeigen: da hat sich was verändert.
Ich finde es ganz wunderbar, dass wir den Volkstrauertag in Bispingen schon seit längerer Zeit zusammen mit der Schule begehen und Schülerinnen und Schüler mit Vertretern der Bundeswehr, Politik und Kirche miteinander ins Gespräch kommen.
Natürlich denken wir an diesem Tag an die Opfer beider Weltkriege – gleichzeitig merken wir in der Zusammenarbeit mit den jungen Menschen: Es geht heutzutage weniger um ein konkretes Erinnern an die Vorfahren, es geht mehr um die Grunderfahrung von Krieg und seinen Folgen und die Wahrung von Frieden in unserer Gesellschaft heute und in Zukunft. Viele kennen mittlerweile Menschen in ihrem Alter, die Krieg aus eigener Erfahrung kennen. Leider ist uns die Grunderfahrung von Krieg wieder viel näher als noch in meiner Jugend.
Und es ist eine spannende Frage zu überlegen: wie kann ich eigentlich ein „Friedensmacher“ sein? „Sei ein Macher, mache Frieden“ ist unser diesjähriges Motto. Dabei muss Frieden zu machen nicht gleich bedeuten, die großen Konflikte dieser Welt zu lösen. Es ist doch manchmal schon schwer genug, mit unseren eigenen Nachbarn, mit der eigenen Familie, mit Kollegen oder Mitschülerinnen in Frieden zu leben. Also lass uns doch erstmal das versuchen.
Jesus hat gesagt: „Glücklich sind die, die Frieden machen.“ Und um dieses Glück geht es letztlich, wenn wir am Sonntag Volkstrauertag feiern: das unschätzbare Glück in Frieden zu leben – in unserem Land und mit unseren Mitmenschen. Ich finde, es macht Mut zu hören, dass wir bei allen Ohnmachts- und Angstgefühlen, die die heutigen Krisen auslösen, trotzdem Macher sein können und dass genau das ein Weg zum Glück ist: Friedensmacher sein.
Ralf Altebockwinkel, Pastor in der St. Antonius-Kirchengemeinde Bispingen und der Diakoniegemeinde „Zum Guten Hirten“
Die Andacht erschien am 16. November 2024 in der Böhme-Zeitung.