Sieben Tage
Die Fähre in Travemüde hat abgelegt. Langsam fährt sie durch den Hafen aufs offene Meer. Neun Stunden Fahrtzeit, bei herrlichstem Sonnenschein, liegen vor mir. An Deck ist nicht einmal das Fleece Shirt notwendig. 26 Grad mitten auf dem Meer und das Mitte September. Wow! Die Sonne genießend, lesend und strickend, vergeht die Zeit im Flug. In meinen Gedanken bin ich schon bald in Malmö und damit in Schweden. Schweden ist: „Wald, Wasser, einsame Weite, Felsen und Ich“, hat mir gegenüber einmal eine Jugendliche ihre Eindrücke zusammenfassend formuliert. Ich erinnere mich an die Jugendfreizeit damals: das Freizeithaus abgeschieden mitten im Wald, an einem wunderbaren und klaren See, wilde Heidelbeeren für den Nachtischkuchen gleich hinter dem Haus. Auch diesmal liegen 14 Tage vor mir in diesem wunderbaren Land. 14 Tage Wald, Wasser, einsame Weite, Felsen und Ich. 14 Tage Genuss an Gottes Schöpfung. Ihr bin ich hier besonders nah. Und wie ich so bin, denke ich ketzerisch schmunzelnd: „Und dafür soll Gott nur sieben Tage gebraucht haben? Genau genommen nur sechs, denn am siebten Tag ruhte auch er. Gott scheint Herausforderungen zu lieben!“ und „Ordnung“, ergänze ich in Gedanken. Wie war das noch Mal? Sieben Tage! Tag eins: Unsere Erde war leer und öde, von Dunkelheit und Wasser bedeckt. Sie war also schon da, allerdings ohne jegliches Leben. Dazu brauchte es Licht, Tag und Nacht. Tag zwei: Der Himmel entsteht. Tag drei: Unter dem Himmel trennen sich Wasser und Land. Erde und Meer entstehen. Die erste Vegetation, Pflanzen, Bäume und Gras wachsen. Tag vier: Sonne, Mond und Sterne entstehen zur Unterscheidung von Tag und Nacht und den Jahreszeiten. Tag fünf: Tiere im Wasser und in der Luft bevölkern die Erde. Tag sechs: Die Landtiere und der Mensch ergänzen Gottes Schöpfung. Und Gott sah sich seine Schöpfung an: Es war alles sehr gut. Selbst die Ernährung war mitgedacht: Vegetarisch für Mensch und Tier. Und zum Erhalt seiner Schöpfung, vertraute Gott diese der Fürsorge des Menschen an, seinem Ebenbild. Dann kam der letzte, der siebte Tag: Gott ruhte aus. Er heiligte den siebten Tag und setzte damit den Standard für die nachfolgende Menschheit.
Gottes Schöpfung, in sieben Tagen ein ambitioniertes Projekt. Unmöglich, sagt mein wissenschaftlich gebildeter Verstand. Aber im Blick auf die erzählte Ordnung: genial durchdacht.
Still, voller Ehrfurcht, sehe ich auf Wald, Wasser, einsame Weite, Felsen, inzwischen abgeerntete Felder, die in der Sonne rot leuchtenden erntereifen schwedischen Äpfel, dass sich bunt färbende Laub der Bäume. All das und noch viel mehr, hat Gott der Fürsorge des Menschen anvertraut. Gott traut uns zu, für den Erhalt seiner Schöpfung zu sorgen, an unseren Lebensorten und weltweit. Packen wir`s gemeinsam an.
In diesem Sinne, allen Leser*innen einen friedlichen, entspannten Sonntag und einen beschwingten Start in die Woche. Bleiben Sie behütet und bewahrt.
Ruth Litzen, Diakonin für Kirche unterwegs im Südsee-Camp