„Vielen Dank für Ihre Nachricht, leider befinde ich mich zurzeit im Urlaub …“
Eine Nachricht und man weiß sofort Bescheid. Es ist Urlaubszeit. Den Beginn dieser Nachricht kann man derzeit besonders häufig lesen und hören. Mails, Anrufbeantworter oder Zettel, überall finden wir sie und die Formulierung dürfte den meisten von uns bekannt sein oder haben sie vielleicht auch schon selbst in der ein oder anderen Weise benutzt. Gerade jetzt, in der Sommerzeit, wo nicht nur die Schulen geschlossen sind, trifft man immer wieder auf sie. Endlich ist Urlaubszeit, Zeit für Erholung, für Ruhe. Eine Zeit, die jede und jeder von uns ab und zu braucht. Eine Zeit, nach der wir uns sehnen, besonders, wenn es im Alltag gerade einmal hart ist, uns Dinge belasten, es Probleme gibt. Urlaub, ob nun zu Hause oder weit weg, ob allein oder mit anderen, hilft uns, um uns mal eine Weile mit anderen Sachen zu beschäftigen, um uns auszuruhen und uns zu erholen, um faul zu sein.
Doch faul sein, das fällt uns oft schwer. Viel zu oft benutzen wir den Urlaub, um Dinge zu erledigen, die wir im Alltag nicht schaffen. Den Dachboden aufräumen, den Garten neu gestalten, dies oder jenes erledigen, anstatt wirklich einfach mal alles sein zu lassen und uns auszuruhen. Statt das zu machen, was wir lange aufgeschoben haben, einmal das zu machen, was uns ganz persönlich guttut. Das liegt auch daran, dass „faul sein“ so negativ gesehen wird, man so leicht etwas Schlechtes damit verbindet – es wie das Gegenteil von aktiv sein wirkt. Dabei brauchen wir genau das, wir müssen auch mal nichts tun, um dann wieder viel leisten zu können, um aktiv zu sein.
Urlaub, einmal nichts tun, faul sein – selbst für Gott gilt das. Genau genommen fängt die Bibel ja schon mit Urlaub an, denn nach der Schöpfungsgeschichte ruhte auch Gott am siebten Tag. Auch er braucht nach so einer Leistung einen Tag, um alles einmal von außen zu betrachten. Und daran ist nichts Schlimmes. Ohne schlechtes Gewissen sollten wir Zeit genießen können, denn wir haben nicht unbegrenzt Kraft und Ausdauer, wir dürfen schwach sein. Das macht Gott uns an so vielen Stellen klar.
Also können wir ohne schlechtes Gewissen schreiben: Vielen Dank für Ihre Nachricht, leider befinde ich mich zurzeit im Urlaub und bin so richtig faul! Sie haben es verdient!
Pastor Keno Eisbein
Lutherkirchengemeinde Soltau