Kurze Vorstellung von Pastor Abdelmassieh
Liebe Gemeinden in Soltau und Wolterdingen,
der Sommer ist da – mit seiner Weite, seinem Licht und dem besonderen Klang der Ferienzeit. Viele nutzen diese Wochen, um auszuspannen, aufzutanken, unterwegs zu sein. Auch für mich ist dieser Sommer eine Zeit des Aufbruchs: Anfang Juli beginne ich meinen Dienst als neuer Pastor hier in Wolterdingen und Soltau und als „Springer“ im Kirchenkreis – ein Schritt, bei dem ich mich von Herzen auf Sie freue.
Ganz neu bin ich im Kirchenkreis allerdings nicht.
In den vergangenen fünf Jahren war ich bereits als Pastor im Kirchenkreis Soltau tätig und durfte viele Erfahrungen sammeln – mit der Kirche in Deutschland, mit der Art und Weise, wie Gemeinden hier ihren Glauben leben, feiern und gestalten. Ich habe die deutsche Kirche in ihrer Vielfalt und Tiefe schätzen gelernt – ihre liturgische Schönheit, ihre theologische Klarheit, aber auch ihre Sehnsucht nach geistlicher Erneuerung. Diese Zeit hat mich geprägt – und sie hat mich vorbereitet auf das, was nun vor mir liegt.
Nach rund 14 Jahren Tätigkeit als Pfarrer in Ägypten bin ich Ende 2013 zum Studium nach Deutschland mit meiner Frau Evet Bebawy und unseren beiden Söhnen, Mathew und Calvin, gekommen. Zwischen 2013 und 2020 habe ich hier mein Master- und Promotionsstudium abgeschlossen – eine intensive und bereichernde Zeit, in der ich meine theologischen Wurzeln vertiefen und neue Perspektiven kennenlernen durfte.
Meine Frau hat ihren Bachelor in Sozialarbeit und Diakoniewissenschaft abgeschlossen und hat eine Stelle als sozialpädagogische Fachkraft im Albert-Schweitzer-Familienwerk in Hermannsburg inne. Mathew macht seine Ausbildung innerhalb der Binnenschifffahrt und will mit der Kapitänsprüfung abschließen. Calvin geht auf sein Abitur in zwei Jahren in Hermannsburg zu.
Meine Jahre als Pastor in Ägypten haben mich natürlich auch geprägt: Dort habe ich gelernt, was es heißt, Kirche inmitten einer oft herausfordernden Umgebung zu sein. Ich habe erlebt, wie Glaube Kraft schenkt, wo Hoffnung rar ist – und wie wichtig Gemeinschaft ist, wenn äußere Umstände unsicher werden. Diese Erfahrungen aus zwei sehr unterschiedlichen kirchlichen Welten bringe ich mit – als Schatz und als Brücke.
Schon jetzt durfte ich die Gemeinde in Wolterdingen ein wenig kennenlernen und bin sehr dankbar: Die Menschen sind freundlich, offen und engagiert. Man spürt, wie sehr Sie Ihre Kirche lieben, Ihren Ort schätzen – und wie tief Ihre Verbundenheit mit diesem Ort reicht. Das ist ein starker Anfangspunkt.
Natürlich ist das Zusammenwachsen mit den beiden Gemeinden in Soltau eine Herausforderung. Drei traditionsreiche Orte – mit ihrer je eigenen Geschichte, Identität und Prägung – sollen mehr und mehr als eine Kirche miteinander unterwegs sein. Das verlangt Geduld und Vertrauen, aber ich bin überzeugt: Wenn wir mit Offenheit, gegenseitigem Respekt und geistlichem Mut aufeinander zugehen, wird dieses Miteinander fruchtbar. Es kann etwas Neues wachsen, das mehr ist als die Summe seiner Teile.
Inmitten all dieser Fragen, Veränderungen und neuen Wege hören wir im Juli diesen Vers:
„Sorgt euch um nichts, sondern bringt in jeder Lage betend und flehend eure Bitten mit Dank vor Gott!“ (Philipper 4,6)
Was für ein Satz! Geschrieben von Paulus – im Gefängnis, nicht im Urlaub. Er kennt Bedrängnis, Unsicherheit, Enttäuschung – und trotzdem ruft er uns auf: Lasst euch nicht von den Sorgen gefangen nehmen! Wendet euch an Gott – nicht oberflächlich, sondern ehrlich, mit Flehen und Dank zugleich.
Das Gebet, wie Paulus es beschreibt, ist kein Rückzug, sondern ein Vor-Schritt. Es heißt: Ich trage meine Last nicht allein. Ich beziehe Gott ein – und erlebe: Ich werde gehalten. Ich habe diesen geistlichen Rhythmus – Bitten und Danken – sowohl in Ägypten als auch hier in Deutschland immer wieder als Quelle der Kraft erlebt. Wenn wir Gott unsere Sorgen hinlegen und zugleich danken für das Gute, das er schon gewirkt hat, verändert sich etwas. Nicht immer sofort im Außen, aber tief im Inneren.
Ich wünsche mir, dass wir als Gemeinde in diesem Vertrauen wachsen: im Gebet, im Hören auf Gottes Wort und im offenen Miteinander. Ich freue mich darauf, Sie kennenzulernen, mit Ihnen Gottesdienst zu feiern, Gespräche zu führen, unterwegs zu sein – und gemeinsam Gemeinde zu leben.
Ich wünsche Ihnen allen eine gesegnete Sommerzeit – mit Momenten des Friedens, des Staunens und des Gebets.
Herzliche Grüße,
Ihr
Pastor Francis Abdelmasseih