
Für viele gehört das in die Weihnachtszeit:
Mit der Familie zusammensitzen und sich im Fernsehen oder über einen Streamingdienst das Märchen „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ anzusehen.
Es ist ja auch eine wunderschöne Liebesgeschichte. Romantischer geht es kaum, wenn das Aschenbrödel gemeinsam mit ihrem Prinz über verschneite Felder zum Schloss reiten.
Weihnachtszeit ist Märchenzeit.
Die allermeisten Märchen gehen gut aus.
Am Ende siegt meistens das Gute über das Böse.
Deshalb passen auf den ersten Blick auch die Märchen zur Weihnachtszeit.
Sie sprechen in uns die Sehnsucht nach einem schönen Leben und einer heilen Welt an.
Viele könnten denken, auch die Weihnachtsgeschichte ist ein Märchen, mit Engeln, friedlichen Hirten, einem leuchtenden Stern und mit glücklichen Eltern, die ihr Kind auf den Arm haben und es liebkosen.
Dabei erzählt der Evangelist Lukas die Weihnachtsgeschichte nicht harmlos.
Auch wenn die historischen Bezüge hinterfragbar sind, erkennt man doch die Absicht des Erzählers: Die Geburt Jesu ist kein Märchen, sondern geschieht in Zeit und Raum. Gott kommt in unsere Welt und wird Mensch.
Er wird nicht in einem Palast, sondern in einer Notunterkunft geboren.
Die ersten Zeugen sind keine Würdenträger, sondern einfache Hirten.
Und die Friedensbotschaft der Engel ist eine klare und unmissverständliche Absage an Gewalt und Machtmissbrauch. Mehr noch: Dieses Kind nimmt für sich in Anspruch der Retter und Heiland der Welt zu sein.
Das ist ein echte Zeitenwende.
In einer Welt voller Gewalt, Missbrauch, Fake News und sinnloser Kriege trösten uns keine Märchen, sondern das, was sich mit Bethlehem verbindet,
die Weissagung des Propheten Jesaja:
„Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell.“ (Jesaja 9, 1)
Mit dieser Hoffnung im Gepäck gehe ich in diesen Sonntag, in die neue Woche und in ein neues Jahr.
Friedhelm Hoffmann, Pastor in Wietzendorf