Äpfel im Garten

Nachricht 06. September 2025

Andacht vom 06. September 2025

Apfel, Garten, Hand
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Wenn man dieser Tage an den Gärten vorbeigeht und über die Felder schaut, sieht man es überall: Äpfel hängen an den Bäumen, farbenprächtig, prall und reif. Dieses Jahr scheinen die Bäume besonders voll zu hängen. Doch nun beginnt die Zeit, wo die Äpfel langsam herabfallen, gepflückt und spätestens in den nächsten Wochen geerntet werden. Manche lagern sie ein oder verarbeiten sie zu Saft, Kuchen, Mus oder sonstigen Köstlichkeiten, manche überlassen sie der Natur. Und wer keinen Apfelbaum hat, kann nun die frische Ernteausbeute überall kaufen. Und damit ist eines klar: der Herbst beginnt. Die Zeit, in der besonders sichtbar wird, was im Verborgenen über Monate gewachsen ist.

Ein bisschen erinnert das an unser eigenes Leben, denn auch wir tragen Früchte. Nicht wie ein Apfelbaum oder wie Birnen, Walnüsse, Pflaumen oder Trauben, auch nicht wie sommerliche Erdbeeren oder Grünkohl im Winter, sondern durch unsere ganz menschliche Art und Weise durch das, was durch unser Handeln und Miteinander entsteht: Freundlichkeit, Geduld, ein gutes Wort, Hilfe im Alltag. Manchmal ist uns gar nicht bewusst, wie sehr solche „Früchte“ das Leben anderer bereichern können. Aber wie oft erleben wir, dass ein freundliches Wort, ein Kompliment oder ein Gruß von jemandem uns den ganzen Tag versüßt?

Dieser Gedanke wird auch ganz greifbar in der Bibel aufgegriffen: „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen“ (Matthäus 7,16) heißt es dort. Was damit gemeint ist? Dass es nicht entscheidend ist, was jemand von sich behauptet zu sein, zu machen oder zu tun, sondern dass entscheidend ist, was davon sichtbar wird – im Tun, im Umgang miteinander oder eben durch freundliche Worte.

Jetzt zum meteorologischen Herbstanfang lädt uns die Natur dazu ein, genauer hinzuschauen: Welche Früchte sind in meinem Leben gewachsen? Was kann oder habe ich gegeben? Wofür bin ich dankbar? Was habe ich bekommen? Vielleicht entdeckt man dabei manches, was einem noch gar nicht so bewusst war, vielleicht entdeckt man Dinge, die einen glücklich machen, genau wie ein frisch geernteter, süßer Apfel. Und dort, wo man vielleicht Leere spürt, wo etwas fehlt oder Bitteres gewachsen ist, ist Gott, den man um neue Kraft bitten darf. Denn jeder neue Tag gibt uns die Chance, wieder Gutes wachsen zu lassen.

So ist die Apfelernte, die den Herbstanfang markiert, mehr als nur ein Ereignis, mehr als nur Ernte. Sie kann ein Spiegel für das sein, was in unserem Leben zählt und wichtig ist.

 

Jenny Eisbein, Dipl.-Theologin und Öffentlichkeitsbeauftragte des Kirchenkreises Soltau