
Jedes Jahr können wir dank der Heideblüte, die nun kurz bevorsteht, wieder beobachten, wie die unscheinbare, ziemlich karg wirkende Landschaft aufblüht und unsere Region in ein wahres lilafarbenes Blütenmeer verwandelt. Was vorher grau und trocken aussah, beginnt zu leuchten. Viele Menschen staunen über dieses Naturschauspiel, zahlreiche Fotos, ob mit Handy oder Profikamera, werden gemacht und rumgeschickt oder in den sozialen Medien geteilt von einem Ereignis das ganz ohne Menschenhand geschieht – leise, unscheinbar, und doch kraftvoll.
Trockenes Land erblüht und zeigt uns während der Heideblüte, dass das Leben noch mehr zu bieten hat, als wir manchmal sehen. Auch das scheinbar Öde kann sich verwandeln, nichts muss so bleiben wie es ist.
In der Bibel gibt es ein Bild, das gut dazu passt. Im Buch Jesaja heißt es: „Die Wüste und das dürre Land werden sich freuen, die Steppe wird blühen wie eine Lilie.“ (Jesaja 35,1)
Diese Worte wurden an Menschen gesprochen, die in schwierigen Zeiten lebten. Die Zukunft sah nicht gut aus. Und doch spricht Gott ihnen Hoffnung zu: Auch das Trockene wird blühen. Auch in dunklen Tagen kann Neues entstehen.
Solche Zusagen brauchen wir auch heute. Viele Menschen erleben Unsicherheit, Einsamkeit oder Erschöpfung trotz oder vielleicht gerade wegen der aktuellen Urlaubszeit. Es gibt Zeiten, in denen sich das Leben grau und leer anfühlt, egal ob nun gerade Sommer ist oder Winter, ob die Sonne scheint oder es regnet. Vielleicht merkt man gerade jetzt, im warmen Sommer, dass nicht alles so ist, wie man es sich wünscht. Vielleicht nehmen jetzt die Probleme überhand oder vielleicht ist man auch einfach nur froh, wenn der Sommer vorbei ist und es endlich wieder kühler wird.
Hoffnung jedenfalls kann man immer gebrauchen und am Beispiel der Heide wird deutlich: Blühen und aufblühen ist immer wieder möglich. Die Hoffnung ist real. Das, was heute noch eintönig, grau und einsam wirkt, kann morgen schon ganz anders aussehen. Entweder aus eigener Kraft oder weil das Leben selbst diese Kraft in sich trägt. Gott lässt uns durch seine Kraft wachsen. Er schenkt neue Perspektiven und das auch manchmal mitten in der Trockenheit. Die Hoffnung ist sichtbar, sie wird es jedes Jahr wieder, anhand der kleinen Blüten des Heidekrautgewächses. Gott ist da, wenn das Leben still oder schwer ist.
Vielleicht ist das ein Gedanke, den Sie mitnehmen, wenn Sie in diesen Tagen durch die Heide gehen oder daran vorbeifahren. Gott hat Geduld. Und Hoffnung ist oft näher, als man denkt.
Jenny Eisbein, Dipl.-Theologin und Öffentlichkeitsbeauftragte des Kirchenkreises Soltau